Opera Scene
JOSÉ CORTÉS
- Opera Director

In Puerto Rico geboren, absolvierte José Cortés die Schauspielakademie 'Ofelia D’Acosta' sowie die Escuela Central de Artes Visuales in San Juan. Er studierte spanische Literatur an der Universidad de Puerto Rico und sammelte vielseitige künstlerische Erfahrungen in den Bereichen Tanz, Theater und Film.

Sein Weg führte ihn anschließend nach Berlin, wo er ein Bachelor- und Masterstudium im Operngesang absolvierte. Als Regieassistent war er unter anderem an der Deutschen Oper Berlin, der Staatsoper Berlin und der Oper Graz tätig. Es folgten Seminare und Regie-Workshops bei Tatjana Gürbaca, Claus Guth, Hans Neuenfels, Nadja Loschky und Katharina Wagner.

Zu seinen Inszenierungen zählen La Bohème, Così fan tutte, Die Fledermaus, La Calisto, die Uraufführung von Lovelease sowie die erste Festspielarbeit am Goetheplatz mit Orchester und Solisten der Bayreuther Festspiele.

Am 15. März 2025 debütiert Cortés mit Tosca von Puccini am Staatstheater Wiesbaden.

José Cortés Portrait
Tosca - 2025 - Wiesbaden
Ausgerechnet mit Giacomo Puccinis „Tosca“, einer der Top-Ten Opernwerke weltweit, meistert José Cortés sein Regiedebüt am Staatstheater Wiesbaden. Das Publikum feiert die Premiere mit frenetischem Applaus und Standing Ovations. Ursächlicher Auslöser dafür sind Chin Chao Lin und Sinéad Campbell Wallace. Der taiwanische Dirigent und die irische Sopranistin haben eine gemeinsame Tosca-Geschichte und verstehen sich darauf, glühende Expressivität überaus subtil zu entfesseln. José Cortés stimmt sein Konzept einer tiefgreifenden Seelenschau darauf ab und nimmt dabei in Kauf, dass viel an der Rampe gesungen wird.
Die legendäre Tosca mit Maria Callas saß in seinem Hinterkopf, als sich José Cortés mit dem Stoff auseinandersetzte. Er beschäftigte sich mit dem Drama La Tosca von Victorien Sardou, das Giuseppe Giacosa und Luigi Illica als Grundlage für das Libretto nutzten, und vertiefte sich in die Psyche der Floria Tosca. Das Unausgesprochene sichtbar machen, gilt seine Absicht.
Es sind komplexe Emotionen wie Liebe, Eifersucht, Hass, Angst und Verzweiflung, die Floria Toscas Denken bestimmen und in der Musik Gestalt annehmen. Puccini packte alle Facetten menschlicher Untiefen in die Partitur. Nicht genug für José Cortés. Er will die Turbulenzen im Kopf der Floria Tosca konkret abbilden, lenkt den Blick auf überflüssige Nebensächlichkeiten und führt stumme Charaktere ein, die nicht im Libretto vorgesehen sind.
Gleich im ersten Akt taucht in der Kirche die Marchesa Attavanti, Angelottis Schwester auf. Im Schatten einer Kirchensäule küsst sie Mario Cavaradossi voller Leidenschaft und bestätigt damit die Affäre, die Tosca nur laut Libretto vermutet. Und weil die Königin Maria Karolina in Sardous Bühnenstück die personifizierte Skrupellosigkeit verkörpert, stellt José Cortés sie an die Seite von Scarpia, als sei sie die eigentlich Böse. Im zweiten Akt auf dem emotional und dramatisch stärksten Höhepunkt bevölkern zwei weitere Tosca-Double die Szenerie, die eine frömmelnd, die andere frivol, um dem Publikum zu erklären, warum die singende Tosca schließlich nicht aus Notwehr zum Messer greift, sondern zur Mörderin wird. Danach entscheidet sich Cortés schlüssig für kein Aufbahren, keine Reue. Aber auch keine Liebesszene und keinen Sieg.
Historisch gesehen spielt Tosca um 1800 an konkreten Orten in Rom in einer Zeit politischer Instabilität. Die Spielorte sind bekannte Gebäude, die Kirche Sant´Andrea della Valle, der Palazzo Farnese, die Engelsburg. Bühnenbildner Manuel La Caste reduziert auf ein Minimum an Requisiten, um die Räume zu definieren und nutzt mit Martin Siemann an seiner Seite die effektvollen Mittel aus Licht und Schatten für das Atmosphärische. Kunstvoll arrangiert, sorgsam komponiert atmen diese Räume Einsamkeit, Verlorenheit, Hoffnungslosigkeit und Untergang, durchsetzt von wenigen Momenten lichtdurchfluteter Verklärung.
Puccini war ein Meister darin, Grausamkeiten durch den Kontrast zu relativ harmloser Sphärenmusik zu verstärken, vor allem wenn Gut und Böse sich im Ensemble zusammenfinden müssen. Das gilt vor allem für den zweiten Akt. Doch so sehr Massimo Cavalletti sich in der Rolle des Baron Scarpia auch gefiel, entbehrte er jenes Maß an Bedrohlichkeit, das auch voraussetzt, bis an die Grenzen der Stimme heranzugehen. Otar Jorjikia als Cavaradossis legte hingegen alle Kraft in seinen Ausruf „Vittoria!“. So emotional und stimmgewaltig, wie es Otar Jorjikia intonierte, verfehlte es seine Wirkung nicht. Dies überraschte um so mehr, da Otar Jorjikia die berühmte Arie „Recondita armonia“ gleich im ersten Akt korrekt, aber kräftesparend zum Besten gab, im Finale zunächst stimmlich einbrach, im Duett „O dolci mani“ alle Konzentration aufbrachte, um die leisen und starken Töne mit aller Zärtlichkeit auszugestalten.
Ganz anders Sinéad Campbell Wallace. Sie verfügt über die Technik, die Kraft und das Gespür für eine messerscharfe Charakteristik. Fließend gelingen ihr die Kantilenen, souverän gestaltet sie mit subtil feinsten Schattierungen und Strahlkraft bis in extreme Höhen, um darstellerisch intensiv das Gefühlschaos der Diva Floria Tosca mit aller gebotenen Leidenschaftlichkeit und emotionalen Tiefe rückhaltlos auszudrücken. Und das mit fast unendlichem Atem. Mit Toscas Gebet „Vissi d´arte“ elektrisierte sie alle Premierenbesucher. Ihre Interpretation voller spannungsgeladener Expressivität wie intimer Intensität ist selten. Ihren ersten Tosca Erfolg feierte Sinéad Campbell Wallace mit Chin Chao Lin am Dirigentenpult 2019 unter freiem Himmel in Regensburg. 2023 wurde die irische Ausnahme-Sopranistin für diese Partie an der English National Opera mit dem Olivier Award ausgezeichnet. Chin Chao Lin, derzeit erster Kapellmeister am Staatstheater Wiesbaden und ab der kommenden Spielzeit GMD am Stadttheater Klagenfurt, überzeugte seinerseits am Pult im Orchestergraben. Ohne Scheu vor charakterisierenden Effekten und donnernden Klängen verstärkte er die Wirkung bizarrer Süßlichkeit wie angewandter Grausamkeiten und tiefenpsychologischer Deutung, ohne die filigranen Details zu vernachlässigen. Selten gelingt diese Partitur so kompromisslos dramatisch und mitreißend. Das Hessische Staattheaterorchester musizierte in Höchstform.
Christiane Franke - Klassik.com
JOSÉ CORTES
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José Cortés at work